Was ist HPV und warum ist die Impfung so wichtig?
Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erregern weltweit. Mehr als 80% aller sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV – oft ohne es zu bemerken. Im Gegensatz zu anderen STI wie Hepatitis B, gegen die es auch eine Impfung gibt, werden die meisten HPV-Infektionen vom Körper selbst bekämpft – bestimmte Hochrisiko-Typen können jedoch schwerwiegende Folgen haben.
Gesundheitsrisiken durch HPV:
- Gebärmutterhalskrebs: Fast 100% aller Fälle werden durch HPV verursacht
- Andere Krebsarten: Anal-, Vaginal-, Vulva-, Penis- und Rachenkarzinome
- Genitalwarzen: Verursacht durch HPV-Typen 6 und 11, nicht krebserregend aber belastend
- Wiederkehrende Infektionen: Können das Immunsystem langfristig schwächen
Die HPV-Impfung ist eine der wenigen Impfungen, die direkt vor Krebs schützen können. Sie wurde seit ihrer Einführung 2006 millionenfach verabreicht und hat in Ländern mit hoher Impfquote bereits zu einem deutlichen Rückgang von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses geführt.
Wichtige Fakten zur HPV-Impfung:
- Schützt vor den gefährlichsten HPV-Typen (hauptsächlich 16 und 18)
- Moderne 9-fach-Impfstoffe decken 9 verschiedene HPV-Typen ab
- Wirksamkeit bei Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt: über 90%
- Langzeitschutz über mindestens 10-15 Jahre nachgewiesen
- Weltweit über 300 Millionen verabreichte Dosen
- Von der WHO als essenzielle Impfung eingestuft
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich das Ziel gesetzt, Gebärmutterhalskrebs weltweit zu eliminieren – die HPV-Impfung ist dabei das wichtigste Instrument.
Für wen ist die HPV-Impfung empfohlen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut spricht klare Empfehlungen zur HPV-Impfung aus, die auf umfassenden wissenschaftlichen Daten basieren.
Empfohlenes Impfalter: 9 bis 14 Jahre
Primäre Zielgruppe:
- Alle Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren
- Alle Jungen zwischen 9 und 14 Jahren
- Idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt
- In diesem Alter sind nur 2 Impfdosen notwendig
Warum so früh impfen?
- Höchste Immunantwort in jungen Jahren
- Schutz vor der ersten möglichen Exposition
- Weniger Impfdosen erforderlich (2 statt 3)
- Langfristiger Aufbau eines Herdenschutzes
- Reduzierung der Gesamtviruslast in der Bevölkerung
Viele Eltern fragen sich, ob eine Impfung im Alter von 9 oder 10 Jahren nicht zu früh ist. Aus medizinischer Sicht ist dies jedoch genau der richtige Zeitpunkt: Die Immunantwort ist optimal, und der Schutz ist vollständig aufgebaut, bevor überhaupt ein Infektionsrisiko besteht.
Nachholimpfung bis 17 Jahre
Versäumte Impfung nachholen:
- Bis zum 18. Geburtstag wird die Impfung von Krankenkassen bezahlt
- Auch bei bereits erfolgtem ersten sexuellen Kontakt sinnvoll
- 3 Impfdosen notwendig ab dem 15. Lebensjahr
- Vollständiger Schutz auch bei späterem Impfbeginn möglich
Auch wenn bereits sexuelle Erfahrungen vorliegen, ist eine Impfung sinnvoll: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass bereits alle im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen durchgemacht wurden. Die Impfung schützt dann vor den verbleibenden Typen.
Impfung für Erwachsene über 18 Jahre
Individuelle Nutzen-Abwägung:
- Empfehlung der STIKO endet mit 18 Jahren
- Impfung ist aber auch danach möglich und kann sinnvoll sein
- Besonders bei wenigen bisherigen Sexualpartner:innen
- Meist als Selbstzahlerleistung (einige Kassen zahlen freiwillig)
- Studien zeigen Wirksamkeit bis etwa 45 Jahre
Wer profitiert auch nach 18?
- Menschen mit neuen Beziehungen nach längerer Pause
- Personen mit wenigen bisherigen Sexualpartner:innen
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem
- Partner:innen von HPV-positiven Personen
Die STIKO-Empfehlung bezieht sich auf das optimale Kosten-Nutzen-Verhältnis für die gesamte Bevölkerung. Auf individueller Ebene kann die Impfung auch später noch wertvoll sein – ein Gespräch mit Hausärzt:innen oder Gynäkolog:innen hilft bei der Entscheidung.
Besondere Risikogruppen
Erhöhtes HPV-Risiko bei:
- Immunsuppression (HIV, Organtransplantation, Chemotherapie)
- Häufig wechselnden Sexualpartner:innen
- Männern, die Sex mit Männern haben (MSM)
- Menschen mit bereits diagnostizierten HPV-bedingten Erkrankungen
Für diese Gruppen kann eine Impfung auch im Erwachsenenalter besonders sinnvoll sein. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten in diesen Fällen auch außerhalb der STIKO-Empfehlung.
Die HPV-Impfung für Jungen: Warum auch Männer profitieren
Lange Zeit wurde die HPV-Impfung vor allem als “Mädchenimpfung” wahrgenommen. Seit 2018 empfiehlt die STIKO die Impfung aber ausdrücklich auch für Jungen – aus guten Gründen.
HPV-bedingte Krebserkrankungen bei Männern
Krebsrisiken für Männer:
- Analkarzinom: Stark steigende Inzidenz, besonders bei MSM
- Peniskarzinom: Seltener, aber schwerwiegend
- Oropharyngeale Karzinome: Rachen- und Zungenkrebs, zunehmende HPV-Assoziation
- Genitalwarzen: Hohe Belastung, oft wiederkehrend
In den letzten Jahren zeigt sich ein deutlicher Anstieg HPV-bedingter Krebserkrankungen bei Männern, insbesondere im Rachen-Mund-Bereich. Diese Tumoren werden oft erst spät erkannt und sind schwer zu behandeln.
Vorteile der Jungenimpfung
Direkter Schutz:
- Reduktion des eigenen Krebsrisikos um über 90% (für die im Impfstoff enthaltenen Typen)
- Schutz vor schmerzhaften und psychisch belastenden Genitalwarzen
- Verhinderung der Virusübertragung auf Partner:innen
Gesellschaftlicher Nutzen (Herdenschutz):
- Unterbrechung von Infektionsketten
- Schutz auch für nicht geimpfte Menschen
- Besonders wichtig in der LGBTQ+-Community
- Reduktion der Gesamtviruslast in der Bevölkerung
Geschlechtergerechtigkeit:
- Geteilte Verantwortung für sexuelle Gesundheit
- Männer nicht nur als Überträger, sondern auch als Betroffene
- Gleicher Zugang zu präventiven Gesundheitsleistungen
Impfquoten und Aufholbedarf
Obwohl die Empfehlung für Jungen seit 2018 besteht, liegen die Impfquoten bei Jungen deutlich hinter denen bei Mädchen zurück:
- Mädchen: ca. 50-55% vollständig geimpft
- Jungen: ca. 20-25% vollständig geimpft
Dieser Unterschied zeigt, dass noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist. Eltern von Jungen sollten die Impfung genauso selbstverständlich wahrnehmen wie bei Mädchen.
Ablauf und Zeitplan der HPV-Impfung
Die HPV-Impfung ist unkompliziert und erfolgt nach einem klaren Impfschema. Der genaue Ablauf hängt vom Alter bei der Erstimpfung ab.
Impfschema für 9- bis 14-Jährige (2 Dosen)
1. Impfung:
- Grundimmunisierung
- Wird in den Oberarmmuskel injiziert
- Gut verträglich
2. Impfung:
- 6-12 Monate nach der ersten Impfung
- Mindestabstand: 5 Monate
- Komplettiert den Impfschutz
Wichtig: Wenn die zweite Impfung weniger als 5 Monate nach der ersten erfolgt, ist eine dritte Dosis notwendig. Liegt zwischen erster und zweiter Dosis mehr als 12 Monate, ist das kein Problem – die Impfserie kann einfach fortgesetzt werden, ohne von vorne zu beginnen.
Impfschema ab 15 Jahren (3 Dosen)
1. Impfung:
- Grundimmunisierung
- Tag 0
2. Impfung:
- 1-2 Monate nach der ersten Impfung
- Flexibel planbar
3. Impfung:
- 6 Monate nach der ersten Impfung
- Komplettiert die Grundimmunisierung
Häufige Zeitpläne:
- 0 - 2 Monate - 6 Monate
- 0 - 1 Monat - 6 Monate
Auch bei Verzögerungen muss nicht von vorne begonnen werden. Unterbrochene Impfserien werden einfach fortgesetzt – der Körper “merkt” sich die bereits erfolgten Impfungen.
Wo wird geimpft?
Impforte:
- Hausärztliche Praxen
- Kinder- und Jugendarztpraxen
- Gynäkologische Praxen
- Urologische Praxen (für Männer)
- Gesundheitsämter (teilweise)
- Betriebsärztliche Dienste (manchmal)
Die Impfung erfolgt als intramuskuläre Injektion in den Oberarmmuskel (Deltamuskel). Die Injektion selbst dauert nur wenige Sekunden und ist mit einem kurzen Piks vergleichbar.
Kombination mit anderen Impfungen
Die HPV-Impfung kann problemlos mit anderen Impfungen kombiniert werden:
- Gleichzeitig mit Tetanus-Diphtherie-Pertussis-Auffrischung
- Zusammen mit Meningokokken-Impfung
- Mit Grippe-Impfung
Dies vereinfacht den Impfplan für Jugendliche und reduziert die Anzahl der Arztbesuche.
Wirksamkeit und Schutzdauer der HPV-Impfung
Die HPV-Impfung gehört zu den wirksamsten Impfungen überhaupt. Zahlreiche Studien aus verschiedenen Ländern belegen ihre Effektivität.
Nachgewiesene Wirksamkeit
Schutz vor HPV-Infektionen:
- 90-100% Schutz vor Infektionen mit HPV 16 und 18 (häufigste krebserregende Typen)
- Über 90% Schutz vor HPV 6 und 11 (Genitalwarzen)
- 9-fach-Impfstoff: Schutz vor 9 verschiedenen HPV-Typen
Schutz vor Krebsvorstufen:
- 95-100% Reduktion von hochgradigen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals
- Deutliche Reduktion von Vorstufen anderer HPV-assoziierter Krebsarten
- Nachweisbare Effekte bereits wenige Jahre nach Einführung der Impfung
Bevölkerungseffekte in Ländern mit hoher Impfquote:
- Australien: 77% Rückgang von hochgradigen Krebsvorstufen bei geimpften Frauen unter 25
- Schottland: 89% weniger Gebärmutterhalskrebs bei vor dem 18. Lebensjahr geimpften Frauen
- Schweden: 88% Reduktion von Gebärmutterhalskrebs bei vor dem 17. Lebensjahr geimpften
Diese realen Daten aus der Praxis bestätigen die Wirksamkeit der Impfung eindrucksvoll.
Schutzdauer und Auffrischung
Aktueller Wissensstand:
- Nachgewiesener Schutz über mindestens 10-15 Jahre
- Antikörperspiegel bleiben auf hohem Niveau
- Bisher keine Hinweise auf nachlassenden Schutz
- Keine Auffrischimpfung derzeit empfohlen
Langzeitbeobachtungen laufen weiter. Es ist gut möglich, dass die Impfung lebenslangen Schutz bietet – ähnlich wie andere gut etablierte Impfungen. Sollte irgendwann eine Auffrischung notwendig werden, würde dies durch die STIKO kommuniziert werden.
Wirksamkeit auch bei bereits erfolgter HPV-Exposition
Impfung nach sexuellem Kontakt:
- Schützt vor HPV-Typen, mit denen noch kein Kontakt bestand
- Verhindert Neuinfektionen
- Kann Verlauf bestehender Infektionen nicht beeinflussen
- Trotzdem empfohlen, da Infektion mit allen 9 Typen unwahrscheinlich ist
Die Impfung ist also auch dann sinnvoll, wenn bereits sexuelle Erfahrungen vorliegen – sie bietet Schutz vor zukünftigen Infektionen mit noch nicht durchgemachten HPV-Typen.
Kosten und Kostenübernahme der HPV-Impfung
Die HPV-Impfung gehört zu den teureren Impfungen, wird aber für die empfohlenen Altersgruppen von den Krankenkassen übernommen.
Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen
Standardleistung für 9- bis 17-Jährige:
- Vollständige Kostenübernahme für Mädchen und Jungen
- Gilt bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag
- Keine Zuzahlung erforderlich
- Gilt für alle in Deutschland zugelassenen HPV-Impfstoffe
Freiwillige Mehrleistungen einiger Kassen:
- Viele Krankenkassen zahlen über das 18. Lebensjahr hinaus
- Altersgrenze variiert (oft bis 26 Jahre, manchmal bis 27 oder sogar darüber)
- Liste erstattender Kassen auf www.krankenkassen.de
- Nachfragen bei der eigenen Kasse lohnt sich immer
Beispiele für Kassen mit erweiterter Kostenübernahme (Stand 2025, ohne Gewähr):
- AOK Baden-Württemberg: bis 26 Jahre
- Techniker Krankenkasse: bis 26 Jahre
- DAK-Gesundheit: bis 26 Jahre
- Barmer: bis 26 Jahre
- Viele andere Kassen mit ähnlichen Regelungen
Kosten als Selbstzahler
Preise pro Impfdosis:
- Gardasil 9 (9-fach-Impfstoff): ca. 180-200 Euro pro Dosis
- Gesamt für 2 Dosen: ca. 360-400 Euro
- Gesamt für 3 Dosen: ca. 540-600 Euro
- Hinzu kommen ärztliche Beratung und Injektionsgebühr (ca. 15-25 Euro pro Termin)
Gesamtkosten Selbstzahler:
- 2-Dosen-Schema: ca. 400-450 Euro
- 3-Dosen-Schema: ca. 600-650 Euro
Diese Kosten mögen zunächst hoch erscheinen, bieten aber jahrzehntelangen Schutz vor potenziell lebensbedrohlichen Krebserkrankungen.
Private Krankenversicherung
Kostenübernahme PKV:
- Meist Erstattung nach Tarif
- Häufig auch über das 18. Lebensjahr hinaus
- Erstattung abhängig vom individuellen Vertrag
- Vorherige Rücksprache mit der Versicherung empfohlen
Private Versicherungen übernehmen die Impfung in der Regel großzügiger als gesetzliche Kassen, oft auch für Erwachsene bis 45 Jahre.
Ratenzahlung und Finanzierungshilfen
Möglichkeiten bei finanziellen Engpässen:
- Manche Arztpraxen bieten Ratenzahlung an
- Gesundheitsämter impfen manchmal kostengünstiger
- Nachfragen bei der Krankenkasse nach Kulanzregelungen
- Priorität auf erste Dosis legen, weitere dann später nachholen
Bei finanziellen Schwierigkeiten sollte dies kein Hindernis sein – sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber.
Nebenwirkungen und Sicherheit der HPV-Impfung
Die HPV-Impfung wurde umfassend auf Sicherheit geprüft und wird kontinuierlich überwacht. Sie gilt als sehr sicher und gut verträglich.
Häufige, harmlose Nebenwirkungen
Lokale Reaktionen an der Einstichstelle (sehr häufig: mehr als 10%):
- Schmerzen, Rötung, Schwellung
- Dauer: 1-3 Tage
- Zeichen der normalen Immunreaktion
- Kühlung und leichte Bewegung helfen
Allgemeine Reaktionen (häufig: 1-10%):
- Leichte Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Leichtes Fieber (selten über 38,5°C)
- Muskelschmerzen
- Dauer meist 1-2 Tage
Diese Nebenwirkungen sind bei fast allen Impfungen üblich und zeigen, dass das Immunsystem auf die Impfung reagiert.
Seltene Nebenwirkungen
Gelegentlich (0,1-1%):
- Kreislaufreaktionen (besonders bei Jugendlichen)
- Schwindel
- Übelkeit
- Durchfall
Wichtige Vorsichtsmaßnahme: Nach der Impfung sollten Jugendliche etwa 15 Minuten sitzen oder liegen bleiben, um Kreislaufreaktionen vorzubeugen.
Schwere Nebenwirkungen: Extrem selten
Sehr selten (geringer als 0,01%):
- Allergische Reaktionen
- Anaphylaktische Reaktionen (extrem selten)
Bei bekannten schweren Allergien gegen Impfstoffbestandteile sollte die Impfung nicht durchgeführt werden.
Mythen und Fehlinformationen
Häufige Falschbehauptungen – wissenschaftlich widerlegt:
“Die HPV-Impfung beeinträchtigt die Fruchtbarkeit”:
- Mehrfach widerlegt durch große Studien
- Keine Auswirkungen auf Fruchtbarkeit, Schwangerschaften oder Geburten
- Millionen geimpfte Frauen haben gesunde Kinder bekommen
“Die Impfung verursacht Autoimmunerkrankungen”:
- Umfassende Studien fanden keinen Zusammenhang
- Autoimmunerkrankungen treten bei Geimpften nicht häufiger auf als bei Ungeimpften
- Systematische Überwachungssysteme weltweit bestätigen Sicherheit
“Die Impfung ist noch zu neu und unerprobt”:
- Über 300 Millionen Dosen weltweit verabreicht seit 2006
- Beinahe 20 Jahre Erfahrung
- Kontinuierliche Sicherheitsüberwachung in allen Ländern
Offizielle Sicherheitsbewertungen
Bewertungen durch Gesundheitsbehörden:
- WHO: Empfiehlt HPV-Impfung als sichere und effektive Krebsprävention
- EMA (Europäische Arzneimittelagentur): Bestätigt positives Nutzen-Risiko-Verhältnis
- Paul-Ehrlich-Institut (Deutschland): Überwacht kontinuierlich, keine Sicherheitsbedenken
- CDC (USA): Empfiehlt Impfung uneingeschränkt
Die Sicherheit der HPV-Impfung ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Das Risiko, an HPV-bedingtem Krebs zu erkranken, ist um ein Vielfaches höher als das Risiko schwerer Impfnebenwirkungen.
HPV-Impfung und Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung
Die HPV-Impfung ist ein wichtiger Baustein der Krebsprävention – sie ersetzt aber nicht die regelmäßige Früherkennung.
Impfung und Früherkennung ergänzen sich
Warum Früherkennung trotz Impfung?
- HPV-Impfung deckt nicht alle krebserregenden HPV-Typen ab (9-fach-Impfstoff ca. 90%)
- Etwa 10% der Gebärmutterhalskrebsfälle werden durch andere HPV-Typen verursacht
- Impfung wirkt nicht gegen bereits bestehende Infektionen
- Früherkennung bleibt wichtig für vollständigen Schutz
Empfehlungen zur Früherkennung:
- Ab 20 Jahren: jährliche gynäkologische Untersuchung
- Ab 35 Jahren: alle 3 Jahre kombinierter Test (Pap-Abstrich + HPV-Test)
- Auch für geimpfte Frauen in vollem Umfang empfohlen
Veränderte Früherkennung bei Geimpften in der Zukunft?
In Ländern mit sehr hohen Impfquoten wird diskutiert, ob die Früherkennung bei geimpften Frauen angepasst werden könnte:
- Eventuell späterer Beginn der Früherkennung
- Möglicherweise längere Intervalle zwischen Untersuchungen
- In Deutschland noch keine Änderung geplant
- Aktuelle Empfehlungen gelten unverändert
Bis dahin gilt: Impfung und Früherkennung sind zwei sich ergänzende Säulen der Krebsprävention.
HPV-Tests und Impfstatus
HPV-Test nach Impfung:
- HPV-Test weist aktuelle Infektionen nach, nicht den Impfschutz
- Auch Geimpfte können vorübergehend positiv auf HPV getestet werden (andere Typen)
- Impfung schützt vor persistierenden Infektionen mit den gefährlichsten Typen
- Positiver HPV-Test bei Geimpften meist durch nicht im Impfstoff enthaltene Typen
Ein HPV-Test ist keine Methode, um den Impfschutz zu überprüfen. Der Schutz wird durch die Impfung selbst aufgebaut, unabhängig von späteren Testergebnissen.
Häufige Fragen zur HPV-Impfung
Kann ich mich auch impfen lassen, wenn ich bereits HPV hatte?
Ja, die Impfung ist auch nach einer HPV-Infektion sinnvoll. Sie schützt vor den HPV-Typen, mit denen Sie noch keinen Kontakt hatten. Da der 9-fach-Impfstoff 9 verschiedene Typen abdeckt und eine Infektion mit allen diesen Typen sehr unwahrscheinlich ist, profitieren Sie weiterhin vom Impfschutz.
Muss mein Partner/meine Partnerin auch geimpft sein?
Es ist empfehlenswert, aber nicht zwingend. Wenn beide Partner geimpft sind, besteht gegenseitiger Schutz. Wenn nur eine Person geimpft ist, schützt das diese Person vor Infektionen. Die Impfung ist keine Voraussetzung für sexuelle Beziehungen, aber eine gute präventive Maßnahme.
Kann ich mich während der Schwangerschaft impfen lassen?
Nein, während der Schwangerschaft wird die HPV-Impfung nicht empfohlen. Es gibt zwar keine Hinweise auf Schädigungen, aber aus Vorsichtsgründen sollte die Impfung verschoben werden. Wenn eine Impfserie begonnen wurde und eine Schwangerschaft eintritt, wird die Serie nach der Geburt einfach fortgesetzt.
Schützt die Impfung auch vor Genitalwarzen?
Ja, der 9-fach-Impfstoff Gardasil 9 schützt auch vor HPV-Typen 6 und 11, die für über 90% aller Genitalwarzen verantwortlich sind. In Ländern mit hoher Impfquote ist die Rate an Genitalwarzen dramatisch gesunken.
Kann die Impfung sexuelle Aktivität fördern?
Nein, diese Sorge wurde in Studien widerlegt. Die Impfung hat keinen Einfluss auf das Sexualverhalten von Jugendlichen. Es gibt keine Hinweise darauf, dass geimpfte Jugendliche früher sexuell aktiv werden oder mehr Sexualpartner haben.
Was ist, wenn ich einen Impftermin verpasst habe?
Kein Problem – die Impfserie muss nicht neu begonnen werden. Setzen Sie die Impfung einfach fort, sobald es möglich ist. Auch längere Unterbrechungen sind unproblematisch. Der Körper “merkt” sich bereits erfolgte Impfungen.
Gibt es Unterschiede zwischen den verfügbaren Impfstoffen?
In Deutschland ist derzeit hauptsächlich Gardasil 9 im Einsatz, ein 9-fach-Impfstoff gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58. Ältere Impfstoffe (Gardasil 4, Cervarix) sind seltener geworden. Gardasil 9 bietet den breitesten Schutz und wird bevorzugt eingesetzt.
Können auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem geimpft werden?
Ja, die HPV-Impfung ist ein Totimpfstoff und kann auch bei Immunschwäche gegeben werden. Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z.B. durch HIV, Chemotherapie, Immunsuppression nach Transplantation) haben sogar ein erhöhtes Risiko für HPV-bedingte Erkrankungen und profitieren besonders von der Impfung. Die Immunantwort kann allerdings schwächer ausfallen.
Fazit: HPV-Impfung als Chance zur Krebsprävention nutzen
Die HPV-Impfung ist eine der wirksamsten Krebspräventionsmaßnahmen, die wir heute haben. Sie schützt zuverlässig vor den gefährlichsten HPV-Typen und kann damit das Risiko für mehrere Krebsarten drastisch senken.
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Empfohlen für alle: Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren
- Kostenübernahme: Gesetzliche Krankenkassen zahlen bis zum 18. Geburtstag, viele auch darüber hinaus
- Wirksamkeit: Über 90% Schutz vor HPV-bedingten Krebsvorstufen
- Sicherheit: Millionenfach bewährt, sehr gute Verträglichkeit
- Auch später sinnvoll: Impfung bringt auch nach dem 18. Lebensjahr noch Vorteile
- Für Männer wichtig: Schützt vor Anal-, Penis- und Rachenkarzinomen sowie Genitalwarzen
Handlungsempfehlungen:
- Eltern: Lassen Sie Ihre Kinder zwischen 9 und 14 Jahren impfen – dann sind nur 2 Dosen notwendig
- Jugendliche bis 18: Holen Sie versäumte Impfungen nach – die Kasse zahlt noch
- Erwachsene: Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach Kostenübernahme, ggf. als Selbstzahler
- Alle: Kombinieren Sie Impfung mit regelmäßiger Früherkennung für maximalen Schutz
Die HPV-Impfung ist ein Geschenk der modernen Medizin: Eine einfache, sichere Impfung, die vor Krebs schützt. Nutzen Sie diese Chance für sich und Ihre Familie.
Ihre Gesundheit liegt in Ihrer Hand – mit der HPV-Impfung treffen Sie eine aktive Entscheidung für langfristige Krebsprävention.



