Was ist die Pille danach und wann braucht man sie?
Die Pille danach ist ein Notfallverhütungsmittel, das nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Verhütungspannen eine ungewollte Schwangerschaft verhindern kann. Sie ist in Deutschland seit 2015 rezeptfrei in Apotheken erhältlich und hat vielen Menschen in Notsituationen geholfen.
Typische Situationen für die Pille danach:
- Kondom gerissen, verrutscht oder abgerutscht
- Vergessene Pilleneinnahme mit Geschlechtsverkehr
- Verhütungsring oder Verhütungspflaster haben sich gelöst
- Fehler bei der symptothermalen Verhütung
- Spirale hat sich verschoben
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr ohne geplante Verhütung
- Sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigung
Wichtiger Hinweis: Die Pille danach ist für Notfälle gedacht und kein reguläres Verhütungsmittel. Sie ist weniger sicher als die normale Pille und sollte nicht regelmäßig angewendet werden. Bei häufiger Notwendigkeit empfiehlt sich ein Gespräch über zuverlässigere Verhütungsmethoden.
Was die Pille danach NICHT ist:
- Keine Abtreibungspille (wirkt nur vor Schwangerschaftsbeginn)
- Kein Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen
- Keine dauerhafte Verhütungslösung
- Kein 100-prozentiger Schutz vor Schwangerschaft
Die Pille danach verschiebt oder verhindert den Eisprung, sodass keine Befruchtung stattfinden kann. Wenn bereits eine Schwangerschaft besteht, wirkt sie nicht mehr.
Wie wirkt die Pille danach?
Die Pille danach funktioniert anders als hormonelle Verhütungsmittel zur täglichen Einnahme. Sie greift gezielt in den Zyklus ein, um eine Schwangerschaft zu verhindern – aber nur, wenn sie rechtzeitig eingenommen wird.
Wirkungsmechanismen je nach Wirkstoff
Levonorgestrel (z.B. PiDaNa, Levogynon):
- Hochdosiertes Gestagen (synthetisches Gelbkörperhormon)
- Verzögert oder verhindert den Eisprung
- Verändert die Konsistenz des Zervixschleims (erschwert Spermien den Weg zur Eizelle)
- Wirkung: Hauptsächlich Verschiebung des Eisprungs um mehrere Tage
- Bis zu diesem Zeitpunkt sind Spermien bereits nicht mehr befruchtungsfähig
Ulipristalacetat (z.B. ellaOne):
- Selektiver Progesteron-Rezeptor-Modulator
- Hemmt die Wirkung von Progesteron, einem für den Eisprung wichtigen Hormon
- Verzögert oder verhindert den Eisprung effektiver als Levonorgestrel
- Wirkt auch noch kurz vor dem Eisprung
- Kann die Ovulation um 5-7 Tage verschieben
Gemeinsamer Wirkmechanismus:
Beide Wirkstoffe verhindern oder verzögern den Eisprung. Da Spermien nur 3-5 Tage im weiblichen Körper überleben, hat sich die Befruchtungsfähigkeit bis zum verschobenen Eisprung bereits verloren. Die Eizelle trifft dann auf keine befruchtungsfähigen Spermien mehr.
Wann wirkt die Pille danach NICHT?
- Wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat (besonders bei Levonorgestrel)
- Wenn bereits eine Befruchtung und Einnistung stattgefunden hat
- Wenn Sie bereits schwanger sind (die Pille danach beendet keine bestehende Schwangerschaft)
- Wenn zu viel Zeit seit dem Geschlechtsverkehr vergangen ist
Die Pille danach ist KEINE Abtreibungspille. Sie wirkt nur präventiv vor Schwangerschaftsbeginn. Eine Schwangerschaft beginnt medizinisch mit der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter – etwa 5-7 Tage nach Befruchtung. Die Pille danach kann diesen Prozess nicht mehr aufhalten, wenn er bereits begonnen hat.
Wirksamkeit im Zeitverlauf
Die Wirksamkeit der Pille danach sinkt mit jeder verstrichenen Stunde nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr:
Levonorgestrel:
- 0-24 Stunden: ca. 95 Prozent wirksam
- 24-48 Stunden: ca. 85 Prozent wirksam
- 48-72 Stunden: ca. 58 Prozent wirksam
- Nach 72 Stunden: deutlich reduzierte Wirkung
Ulipristalacetat:
- 0-24 Stunden: ca. 98 Prozent wirksam
- 24-72 Stunden: ca. 85 Prozent wirksam
- 72-120 Stunden: ca. 60-70 Prozent wirksam
- Nach 120 Stunden: keine ausreichende Wirkung mehr
Diese Prozentzahlen beziehen sich auf die Reduktion erwarteter Schwangerschaften, nicht auf absolute Sicherheit. Je schneller Sie handeln, desto besser.
Die zwei Wirkstoffe im Vergleich
In Deutschland sind zwei verschiedene Wirkstoffe für die Pille danach verfügbar. Beide haben ihre Vor- und Nachteile.
Levonorgestrel (PiDaNa, Levogynon)
Merkmale:
- Älterer, gut erforschter Wirkstoff
- Anwendung seit vielen Jahren
- Kostengünstiger (ca. 18-20 Euro)
- Geringfügig besser verträglich
Dosierung:
- Einmalige Einnahme von 1,5 mg
- Eine Tablette
Zeitfenster:
- Bis 72 Stunden (3 Tage) nach ungeschütztem Sex
- Idealerweise innerhalb der ersten 12-24 Stunden
Vorteile:
- Preisgünstiger
- Lange Erfahrung in der Anwendung
- Gut verträglich
- Kann in der Stillzeit eingenommen werden (kurze Stillpause empfohlen)
Nachteile:
- Kürzeres Zeitfenster (nur 72 Stunden)
- Weniger wirksam bei Frauen über 75 kg Körpergewicht
- Wirkt nicht mehr, wenn Eisprung kurz bevorsteht oder bereits stattgefunden hat
- Geringere Wirksamkeit als Ulipristalacetat
Für wen geeignet:
- Bei sofortiger Einnahme (innerhalb 24 Stunden)
- Bei niedrigerem Körpergewicht (unter 75 kg)
- Bei finanziellem Budget
- Stillende Frauen
Ulipristalacetat (ellaOne)
Merkmale:
- Neuerer Wirkstoff
- Seit 2009 in Europa zugelassen
- Wirksamer als Levonorgestrel
- Teurer (ca. 30-35 Euro)
Dosierung:
- Einmalige Einnahme von 30 mg
- Eine Tablette
Zeitfenster:
- Bis 120 Stunden (5 Tage) nach ungeschütztem Sex
- Längeres Wirkfenster als Levonorgestrel
Vorteile:
- Längeres Anwendungsfenster (120 statt 72 Stunden)
- Höhere Wirksamkeit, besonders nach 72 Stunden
- Wirksamer auch kurz vor dem Eisprung
- Gewichtsunabhängiger (bis ca. 95 kg zuverlässig)
Nachteile:
- Teurer
- Nicht in der Stillzeit empfohlen (oder 7 Tage Stillpause)
- Wechselwirkung mit manchen Medikamenten
- Etwas häufiger Zyklusstörungen
Für wen geeignet:
- Wenn mehr als 72 Stunden seit Geschlechtsverkehr vergangen sind
- Bei höherem Körpergewicht (über 75 kg)
- Wenn Eisprung bereits kurz bevorsteht (erkennbar an Zervixschleim oder Ovulationstest)
- Bei wichtigen Anlässen, wo höchste Sicherheit gewünscht ist
Welche Pille danach sollte ich wählen?
Entscheidungshilfe:
Wählen Sie Levonorgestrel, wenn:
- Weniger als 24 Stunden seit ungeschütztem Sex vergangen sind
- Sie unter 75 kg wiegen
- Kosten eine Rolle spielen
- Sie stillen
Wählen Sie Ulipristalacetat, wenn:
- Mehr als 72 Stunden (aber weniger als 120 Stunden) vergangen sind
- Sie über 75 kg wiegen
- Sie vermuten, dass der Eisprung bevorsteht
- Sie die höchstmögliche Sicherheit möchten
Im Zweifelsfall beraten Sie sich in der Apotheke. Apotheker:innen können Ihre Situation einschätzen und den passenden Wirkstoff empfehlen.
Einnahme Schritt für Schritt: So gehen Sie vor
Die richtige Einnahme der Pille danach ist entscheidend für ihre Wirksamkeit. Hier eine detaillierte Anleitung:
Schritt 1: Zeitfenster einschätzen
- Berechnen Sie, wie viele Stunden seit dem ungeschützten Geschlechtsverkehr vergangen sind
- Levonorgestrel: bis 72 Stunden (3 Tage)
- Ulipristalacetat: bis 120 Stunden (5 Tage)
- Wichtig: Je früher, desto besser – zögern Sie nicht!
Schritt 2: Apotheke aufsuchen
Verfügbarkeit:
- In jeder Apotheke ohne Rezept erhältlich (seit 2015)
- Apotheken-Notdienst auch nachts und am Wochenende
- Beratungsgespräch in der Apotheke (kurze Fragen zur Situation)
- Keine ärztliche Verschreibung notwendig (außer für Kostenübernahme unter 22 Jahren)
Online-Bestellung:
- Manche Online-Apotheken bieten Express-Lieferung
- Zeitverlust beachten – direkter Gang zur Apotheke ist schneller
- Bei unter 72 Stunden: lieber vor Ort kaufen
Schritt 3: Einnahme
Allgemeine Hinweise:
- Die Pille danach wird unabhängig von Mahlzeiten eingenommen
- Ein Glas Wasser erleichtert das Schlucken
- Kann zu jeder Tageszeit eingenommen werden
- Keine besondere Vorbereitung notwendig
Dosierung:
- Levonorgestrel: 1 Tablette (1,5 mg)
- Ulipristalacetat: 1 Tablette (30 mg)
- Einmalige Einnahme ausreichend
Schritt 4: Nach der Einnahme
In den ersten 3 Stunden aufmerksam bleiben:
- Bei Erbrechen innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme: Wirkung beeinträchtigt
- Erneute Einnahme einer Tablette notwendig
- Apotheke oder Ärztin kontaktieren
- Eventuell Einnahme mit Antiemetikum (Mittel gegen Übelkeit)
Verhütung bis zur nächsten Periode:
- Die Pille danach schützt nur vor diesem einen Eisprung
- Weiterer ungeschützter Sex kann zu Schwangerschaft führen
- Kondome bis zur nächsten Menstruation verwenden
- Bei hormoneller Verhütung: Packung normal weiterführen + Kondom
Nächste Menstruation beobachten:
- Periode kann früher, pünktlich oder später kommen
- Verschiebung um einige Tage ist normal
- Blutung kann stärker oder schwächer sein
- Bei mehr als 7 Tagen Verspätung: Schwangerschaftstest machen
Schritt 5: Nachkontrolle
Schwangerschaftstest bei:
- Ausbleiben der Periode (mehr als 7 Tage Verspätung)
- Sehr schwache oder ungewöhnliche Blutung
- Schwangerschaftsanzeichen (Übelkeit, Brustspannen, Müdigkeit)
- Test frühestens 19 Tage nach ungeschütztem Sex (Urintest)
- Bluttest beim Arzt schon früher möglich
Ärztliche Kontrolle empfohlen bei:
- Starken oder anhaltenden Nebenwirkungen
- Starken Unterbauchschmerzen (Ausschluss Eileiterschwangerschaft)
- Unklarheiten bezüglich Zyklus
- Mehrfacher Notwendigkeit der Pille danach innerhalb kurzer Zeit
Nebenwirkungen und Verträglichkeit
Die Pille danach ist im Allgemeinen gut verträglich, kann aber vorübergehende Nebenwirkungen verursachen. Diese sind meist harmlos und verschwinden von selbst.
Häufige Nebenwirkungen (mehr als 10 Prozent)
Zyklusstörungen:
- Vorzeitige oder verspätete Menstruation
- Stärkere oder schwächere Blutung als gewohnt
- Zwischenblutungen oder Schmierblutungen
- Verschiebung um bis zu 7 Tage normal
- Zyklus normalisiert sich meist im Folgemonat
Übelkeit:
- Tritt bei ca. 15-25 Prozent der Anwenderinnen auf
- Meist mild und vorübergehend
- Bei starker Übelkeit: Einnahme mit etwas Essen
- Antiemetikum (gegen Übelkeit) bei Bedarf
Kopfschmerzen:
- Häufig in den ersten 24 Stunden
- Meist leicht bis mittelstark
- Paracetamol oder Ibuprofen können helfen
Unterbauchschmerzen:
- Ähnlich wie Menstruationsschmerzen
- Ziehen im Unterleib
- Dauer: einige Stunden bis 1-2 Tage
- Wärmflasche und Ruhe helfen
Gelegentliche Nebenwirkungen (1-10 Prozent)
- Brustspannen oder -schmerzen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Schwindel
- Durchfall
- Stimmungsschwankungen
- Rückenschmerzen
Seltene, aber wichtige Nebenwirkungen
Starke Unterbauchschmerzen:
- Könnten auf Eileiterschwangerschaft hinweisen
- Sofort ärztliche Abklärung
Allergische Reaktionen:
- Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen
- Sehr selten
- Bei Atembeschwerden sofort Notarzt
Erbrechen:
- Wenn innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme: Erneute Einnahme notwendig
- Apotheke oder Ärztin kontaktieren
Langzeitfolgen und Fruchtbarkeit
Wichtig zu wissen:
- Die Pille danach hat KEINE negativen Auswirkungen auf die langfristige Fruchtbarkeit
- Sie beeinträchtigt NICHT die Fähigkeit, in Zukunft schwanger zu werden
- Wiederholte Einnahme ist gesundheitlich unbedenklich (aber als Verhütung nicht geeignet)
- Keine Schädigung bestehender Schwangerschaften (falls bereits eingetreten)
Die Pille danach ist kein “Gift” für den Körper, sondern eine hochdosierte hormonelle Intervention, die den Zyklus kurzfristig beeinflusst. Nach wenigen Tagen wird der Wirkstoff vollständig abgebaut.
Kosten, Bezug und Altersgrenze
Der Zugang zur Pille danach wurde in den letzten Jahren deutlich erleichtert. Seit 2015 ist sie rezeptfrei erhältlich – aber es gibt Unterschiede je nach Alter.
Kosten je nach Präparat
Levonorgestrel-Präparate:
- PiDaNa: ca. 18-20 Euro
- Levogynon: ca. 18-20 Euro
- Ungewollt-schwanger.de Pille: ca. 16-18 Euro
Ulipristalacetat-Präparate:
- ellaOne: ca. 30-35 Euro
Preisunterschiede zwischen Apotheken:
- Geringe Schwankungen möglich
- Online-Apotheken manchmal günstiger (aber Zeitverlust)
- Notdienst-Zuschlag: ca. 2,50-5 Euro zusätzlich
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Unter 18 Jahren:
- Volle Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkasse
- Rezept vom Arzt oder der Ärztin notwendig
- Termin beim Frauenarzt, Hausarzt oder Notfallambulanz
- Keine Zuzahlung
18 bis unter 22 Jahren:
- Kostenübernahme durch Krankenkasse
- Rezept notwendig
- Zuzahlung: 5 Euro (Rezeptgebühr)
Ab 22 Jahren:
- Keine Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen
- Selbstzahlung in der Apotheke
- Kein Rezept notwendig
Private Krankenversicherung:
- Kostenübernahme je nach Tarif unterschiedlich
- Vorherige Klärung oder Nachreichung der Rechnung
Wo bekomme ich die Pille danach?
Apotheken:
- Jede Apotheke führt die Pille danach
- Rezeptfrei für Frauen ab 18 Jahren
- Kurzes Beratungsgespräch durch Apotheker:in
- Diskretion gewährleistet
- Notdienst-Apotheken auch nachts und am Wochenende
Ärztliche Praxen (für Rezept unter 22 Jahren):
- Hausärzt:innen
- Frauenärzt:innen
- Ambulanzen in Krankenhäusern
- Notaufnahmen (besonders außerhalb der Sprechzeiten)
Beratungsstellen:
- Pro Familia, Gesundheitsämter, Familienplanungszentren
- Beratung und Vermittlung von Rezepten
- Manchmal finanzielle Unterstützung bei Bedürftigkeit
Keine Ausgabe durch:
- Drogerien
- Supermärkte
- Online ohne Apothekenzulassung
Rezeptfreier Zugang: Was bedeutet das?
Vorteile der Rezeptfreiheit:
- Schnellerer Zugang ohne Arzttermin
- Zeitersparnis (kritisch bei Notfallverhütung)
- Reduktion von Hemmschwellen
- Zugang auch am Wochenende ohne Notfallambulanz
Beratungspflicht in der Apotheke:
- Kurze Fragen zu Alter, Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs, Medikamenteneinnahme
- Aufklärung über Einnahme und Nebenwirkungen
- Hinweis auf regelmäßige Verhütung
- Empfehlung bei Unsicherheiten
Die Beratung dient Ihrer Sicherheit und dauert nur wenige Minuten. Apotheker:innen unterliegen der Schweigepflicht.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Die Pille danach kann durch bestimmte Medikamente in ihrer Wirkung beeinflusst werden. Umgekehrt kann sie auch andere Medikamente beeinträchtigen.
Medikamente, die die Wirkung der Pille danach reduzieren
Enzyminduktoren (beschleunigen Abbau der Pille danach):
- Johanniskraut (pflanzliches Antidepressivum)
- Antiepileptika (z.B. Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital)
- Tuberkulose-Medikamente (z.B. Rifampicin)
- HIV-Medikamente (einige antiretrovirale Therapien)
- Griseofulvin (Pilzmedikament)
Bei Einnahme dieser Medikamente:
- Wirkung der Levonorgestrel-Pille deutlich reduziert
- Ulipristalacetat ebenfalls betroffen, aber weniger stark
- Eventuell höhere Dosis notwendig
- Rücksprache mit Arzt oder Apotheker:in wichtig
- Kupferspirale als Notfallverhütung erwägen
Magensäurehemmer:
- Können Aufnahme beeinträchtigen
- Zeitlichen Abstand von 2-3 Stunden einhalten
Wechselwirkung mit hormoneller Verhütung
Wenn Sie die normale Pille nehmen:
- Pille danach kann reguläre Pillenwirkung kurzfristig beeinträchtigen
- Nach Einnahme der Pille danach: Pillenpackung normal weiterführen
- Zusätzlich Kondome bis zur nächsten Menstruation verwenden
- Nach Periode: normale Pillenwirkung wieder voll wirksam
Ulipristalacetat und hormonelle Verhütung:
- Ulipristalacetat kann Wirkung hormoneller Verhütung reduzieren
- 5 Tage Pause bis zur nächsten Einnahme hormoneller Verhütung empfohlen
- In dieser Zeit Kondome verwenden
- Nach 5 Tagen: Pille/Ring/Pflaster wie gewohnt weiterverwenden
Hormonelle Notfallverhütung und PrEP:
- Keine relevanten Wechselwirkungen bekannt
- PrEP (HIV-Prophylaxe) kann normal weitergenommen werden
Einfluss auf andere Medikamente
Die Pille danach kann beeinflussen:
- Blutverdünner (Cumarine): Gerinnungswerte könnten schwanken
- Corticosteroide: Wirkung möglicherweise verstärkt
- Ciclosporin (Immunsuppressivum): Wirkspiegel könnte steigen
Bei chronischen Erkrankungen und Dauermedikation: Rücksprache mit Arzt oder Ärztin vor Einnahme der Pille danach.
Wann die Pille danach nicht wirkt oder nicht geeignet ist
Es gibt Situationen, in denen die Pille danach nicht mehr helfen kann oder nicht die richtige Wahl ist.
Situationen, in denen die Pille danach nicht wirkt
Eisprung bereits erfolgt:
- Die Pille danach verschiebt den Eisprung, kann ihn aber nicht rückgängig machen
- Wenn der Eisprung bereits stattgefunden hat (erkennbar an Mittelschmerz, Zervixschleim), ist die Wirkung unsicher
- Besonders Levonorgestrel wirkt dann kaum noch
- Ulipristalacetat hat eine etwas bessere Chance
Befruchtung und Einnistung bereits erfolgt:
- Etwa 5-7 Tage nach Befruchtung nistet sich die Eizelle ein
- Die Pille danach kann diesen Prozess nicht mehr verhindern
- Bereits bestehende Schwangerschaft wird nicht beendet
- Pille danach ist keine Abtreibungspille
Zeitfenster überschritten:
- Levonorgestrel: Nach 72 Stunden keine ausreichende Wirkung
- Ulipristalacetat: Nach 120 Stunden keine Wirkung mehr
- Bei überschrittenem Zeitfenster: Schwangerschaftstest nach 3 Wochen
Mehrfacher ungeschützter Verkehr:
- Die Pille danach schützt nur vor dem Eisprung nach der Einnahme
- Ungeschützter Sex nach Einnahme kann zur Schwangerschaft führen
- Kondom bis zur nächsten Periode notwendig
Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen
Die Pille danach sollte NICHT eingenommen werden bei:
- Bekannte Schwangerschaft (die Pille danach schadet zwar nicht, ist aber wirkungslos)
- Schwere Lebererkrankungen
- Bekannte Überempfindlichkeit gegen Wirkstoffe
Besondere Vorsicht bei:
- Schwerer Asthma mit Corticosteroid-Behandlung
- Eileiterschwangerschaft in der Vorgeschichte (erhöhtes Risiko)
- Chronischen Darmerkrankungen (Aufnahme könnte beeinträchtigt sein)
Bei Stillzeit:
- Levonorgestrel: Kurze Stillpause von 6-8 Stunden empfohlen
- Ulipristalacetat: Stillpause von 7 Tagen empfohlen (oder Levonorgestrel wählen)
Bei Übergewicht:
- Levonorgestrel: Wirkung ab 75 kg Körpergewicht reduziert
- Ulipristalacetat: Wirksamer bis ca. 95 kg
- Bei höherem Gewicht ggf. doppelte Dosis oder Kupferspirale erwägen
Alternative: Kupferspirale als Notfallverhütung
Die sicherste Notfallverhütung:
- Kupferspirale als hormonfreie Verhütung kann bis 5 Tage nach ungeschütztem Sex eingesetzt werden
- Wirksamkeit: über 99 Prozent (höher als Pille danach)
- Wirkt auch bei bereits erfolgtem Eisprung
- Verhindert Einnistung der befruchteten Eizelle
- Gleichzeitig langfristige Verhütung (3-10 Jahre)
Ablauf:
- Termin beim Frauenarzt (möglichst schnell)
- Einsetzen der Spirale in die Gebärmutter
- Kurzer Eingriff, meist ambulant
- Kosten: 120-300 Euro
Vorteile:
- Höchste Sicherheit
- Längeres Zeitfenster (bis 5 Tage)
- Wirkt auch nach Eisprung
- Dauerverhütung direkt inklusive
- Hormonfrei
Nachteile:
- Arzttermin notwendig (Zeitfaktor)
- Kosten höher als Pille danach
- Eingriff erforderlich
- Nicht für alle Frauen geeignet (z.B. bei Entzündungen)
Bei überschrittenem Zeitfenster der Pille danach, hohem Körpergewicht oder Wunsch nach hormonfreier Notfallverhütung ist die Kupferspirale die beste Wahl.
Pille danach und Jugendliche: Besonderheiten
Jugendliche haben besonderen Zugang zur Pille danach und spezielle Unterstützungsmöglichkeiten.
Zugang für Minderjährige (unter 18 Jahren)
Ärztliche Verschreibung notwendig:
- Unter 18: Rezept vom Arzt oder der Ärztin erforderlich
- Kostenübernahme durch Krankenkasse
- Keine Zuzahlung
Wo bekomme ich ein Rezept?
- Hausärzt:innen
- Kinder- und Jugendärzt:innen
- Frauenärzt:innen
- Krankenhausambulanz oder Notaufnahme (besonders am Wochenende)
Einverständnis der Eltern:
- Ab 14 Jahren meist keine elterliche Zustimmung notwendig
- Ärzt:innen prüfen individuelle Einsichtsfähigkeit
- Verschwiegenheit der Ärzt:innen gilt auch gegenüber Eltern (ab bestimmter Reife)
- Diskrete Behandlung möglich
Bei Unsicherheit:
- Beratungsstellen wie Pro Familia helfen weiter
- Telefon-Hotlines bieten Erstberatung
- Kein Jugendlicher sollte aus Angst auf Notfallverhütung verzichten
Aufklärung und Prävention
Warum Aufklärung wichtig ist:
- Pille danach ist Notlösung, kein Verhütungsmittel
- Regelmäßige Verhütung ist sicherer und schonender
- Pille danach schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen
- Verständnis über Fruchtbarkeit und Zyklus hilfreich
Gesprächsangebote:
- Beratungsstellen bieten Aufklärung ohne Vorurteile
- Schulen und Jugendeinrichtungen informieren
- Gespräch mit Vertrauenspersonen (Eltern, ältere Geschwister, Lehrkräfte)
- Frauenärzt:innen beraten zu passenden Verhütungsmethoden
Verhütung für Jugendliche:
- Kondom: Schutz vor STI und Schwangerschaft
- Pille: Bei regelmäßiger Einnahme sehr sicher
- Hormonspirale oder Kupferspirale: Langzeitverhütung ohne tägliche Einnahme
- Verhütungsring, -pflaster, -stäbchen: Alternativen zur Pille
- Kombination: Kondom + hormonelle Verhütung für doppelten Schutz
Die Pille danach sollte Ausnahme bleiben – sie ist kein Ersatz für verlässliche Verhütung.
Häufige Fragen und Mythen zur Pille danach
Rund um die Pille danach kursieren viele Missverständnisse und Mythen. Hier die Fakten:
Kann ich die Pille danach mehrmals nehmen?
Ja, die wiederholte Einnahme der Pille danach ist gesundheitlich unbedenklich. Sie schadet dem Körper nicht und beeinträchtigt nicht die langfristige Fruchtbarkeit. Allerdings:
- Die Pille danach ist weniger sicher als reguläre Verhütung
- Wiederholte Einnahme kann den Zyklus durcheinanderbringen
- Häufiger Bedarf signalisiert Probleme bei der regulären Verhütung
- Gespräch über zuverlässigere Verhütungsmethoden empfehlenswert
Ist die Pille danach eine Abtreibungspille?
Nein, definitiv nicht. Die Pille danach verhindert oder verschiebt den Eisprung. Wenn bereits eine Schwangerschaft besteht (Einnistung erfolgt), wirkt sie nicht mehr und schadet auch nicht. Sie bricht keine Schwangerschaft ab. Eine Abtreibung (medizinischer Schwangerschaftsabbruch) erfolgt mit völlig anderen Medikamenten unter ärztlicher Aufsicht.
Macht die Pille danach unfruchtbar?
Nein. Die Pille danach hat keinen Einfluss auf die langfristige Fruchtbarkeit. Sie wirkt nur für einen Zyklus und wird danach vollständig abgebaut. Auch wiederholte Einnahme führt nicht zu Unfruchtbarkeit. Nach Abklingen der Wirkung ist eine Schwangerschaft genauso möglich wie vorher.
Woran merke ich, dass die Pille danach gewirkt hat?
Das sicherste Zeichen ist das Einsetzen der nächsten Menstruation. Diese kann etwas früher, pünktlich oder etwas später kommen (Verschiebung um bis zu 7 Tage ist normal). Wenn die Periode ausbleibt oder sehr ungewöhnlich ist, sollten Sie einen Schwangerschaftstest machen. Ein Test ist frühestens 19 Tage nach dem ungeschützten Sex aussagekräftig.
Kann ich nach der Pille danach wieder normal verhüten?
Ja. Wenn Sie hormonell verhüten (Pille, Ring, Pflaster), führen Sie Ihre Verhütung normal fort. Allerdings:
- Verwenden Sie zusätzlich Kondome bis zur nächsten Menstruation
- Nach Ulipristalacetat: 5 Tage Pause bis zur nächsten hormonellen Verhütung
- Nach der Periode: reguläre Verhütung wirkt wieder wie gewohnt
Schützt die Pille danach vor Geschlechtskrankheiten?
Nein. Die Pille danach schützt nur vor Schwangerschaft, nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Chlamydien, Gonorrhö, HIV oder Syphilis. Nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sollten Sie sich auch auf STI testen lassen – besonders bei unbekannten oder wechselnden Partner:innen.
Kann ich die Pille danach im Vorrat kaufen?
Ja, das ist möglich und sogar sinnvoll, wenn Sie häufiger in Situationen sind, in denen schneller Zugang wichtig ist (z.B. auf Reisen, am Wochenende). Beachten Sie:
- Haltbarkeit prüfen
- Kühl und trocken lagern
- Vor Ablauf des Zeitfensters einnehmen
- Nicht als reguläre Verhütung verwenden
Was mache ich, wenn ich nach der Pille danach erbreche?
Wenn Sie innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme erbrechen, ist die Wirkung beeinträchtigt. Sie müssen die Pille danach erneut einnehmen. Kontaktieren Sie die Apotheke, um eine neue Tablette zu bekommen. Bei wiederholter Übelkeit kann ein Mittel gegen Übelkeit (Antiemetikum) vor der Einnahme helfen.
Fazit: Pille danach als wichtige Notfalloption
Die Pille danach ist ein sicheres und wirksames Notfallverhütungsmittel, das ungewollte Schwangerschaften nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder Verhütungspannen verhindern kann. Sie ist seit 2015 rezeptfrei in Apotheken erhältlich und hat vielen Menschen geholfen.
Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
- Zeitfenster beachten: Je früher die Einnahme, desto höher die Wirksamkeit
- Zwei Wirkstoffe verfügbar: Levonorgestrel (bis 72h) und Ulipristalacetat (bis 120h)
- Kosten: 18-35 Euro, für unter 22-Jährige Kassenleistung mit Rezept
- Rezeptfrei: Ab 18 Jahren direkt in der Apotheke erhältlich
- Nebenwirkungen: Meist mild (Übelkeit, Zyklusstörungen, Kopfschmerzen)
- Keine Abtreibung: Wirkt nur vor Schwangerschaftsbeginn
- Keine Langzeitfolgen: Beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit
Handlungsempfehlungen:
- Bei Verhütungspanne: Schnell handeln, nicht zögern – jede Stunde zählt
- Apotheke aufsuchen: Notdienst nutzen, wenn normale Öffnungszeiten nicht passen
- Beratung annehmen: Apotheker:innen helfen bei der Wahl des richtigen Präparats
- Nach Einnahme: Kondome bis zur nächsten Periode verwenden
- Schwangerschaftstest: Bei Ausbleiben der Periode (mehr als 7 Tage Verspätung)
- Langfristig: Über zuverlässige Verhütungsmethoden nachdenken
Die Pille danach ist eine wichtige Notfalloption, aber kein Ersatz für reguläre Verhütung. Wenn Sie häufiger in solche Situationen geraten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über passende Verhütungsmethoden für Ihren Alltag.
Bei Fragen oder Unsicherheiten stehen Ihnen Beratungsstellen wie Pro Familia, Gesundheitsämter und Frauenärzt:innen zur Seite – vertraulich, professionell und ohne Vorurteile.
Ihre sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung liegen in Ihrer Hand. Die Pille danach gibt Ihnen die Möglichkeit, auch in Notfällen verantwortungsvoll zu handeln.



